Duschgedanken // Kita Energie und zwei wilde Kerle

Wir haben hier momentan ganz schön zu kämpfen. Nicht nur mit Wutanfällen, auch mit wilden kleinen Löwen, die meinen, sie könnten die Kita- Gruppendynamik eins zu eins mit nach Hause nehmen und hier genau so weiter machen. Sehe ich ehrlich gesagt anders. Meine Nerven halten es auf jeden Fall nicht aus, mir den ganzen Tag die wildesten Sprüche und Verhaltensweisen anzugucken. Das Problem ist bei uns nur, während ich wie ein Mantra immer wieder Sätze wie: „Wir sind freundlich zueinander“ oder „Sowas möchte ich hier nicht hören“ von mir gebe, sitzt der Bruder daneben und applaudiert. Da stoßen meine Erziehungsmethoden auf wenig fruchtbaren Boden, was ganz schön frustrierend ist.

Früher habe ich oft auf andere Eltern geschaut und mir im stillen Sätze gedacht wie: „Das würde ich nicht mitmachen“ oder „Da sind die Eltern vielleicht nicht klar oder energisch genug“. Ich war der Meinung, man müsse nur mit voller Ernsthaftigkeit und dem richtigen Ton an Situationen ran gehen, dann merken die Kinder ganz schnell, dass sowas bei uns in der Familie nicht geht. Leider muss ich jetzt aber feststellen, dass das bei uns wohl nicht der Schlüssel zum Glück ist.

Frech und wild

In der momentanen Kitagruppe der Löwen gibt es einige wirklich wilde Kerle. Viele davon haben noch größere Geschwister bei denen sich allerlei “ coole Sprüche“ und Verhaltensweisen abgucken lassen. Sie labern einfach alles nach, was sie in der Kita so hören. Frech und wild sein ist hier angesagt, möglichst gefährlich sein und stärker als alle anderen. Ohne Rücksicht auf Verluste oder Benimmregeln. Das ist als Mama gar nicht so leicht auszuhalten, dass meine Dreijährigen auf einmal so groß wie die Sechsjährigen sein wollen.
Dabei findet man Mädchen doof und findet es cool wenn man sich wehtut oder andere sich wehtun. Etwas, was für mich überhaupt nicht geht.
Ich habe das Gefühl, sie schlüpfen da in eine Rolle, von der sie meinen, dass große Kinder so sind, also coole große Jungs. Sind frech zu Erwachsen, zu Fremden, zu Menschen auf der Straße und dann, im normalen Umfeld sind sie auf einmal zu schüchtern um unseren Freunden „Hallo“ zu sagen oder sich ein Buch vorlesen zu lassen.

Cool sein mit uncoolen Mitteln

Wenn wir solche Sprüche oder Verhaltensweisen mitbekommen, nehmen wir uns den Lütten gleich zur Seite und versuchen ihm ganz ruhig zu erklären, dass wir solches Verhalten nicht möchten und nicht mögen. Wir versuchen dabei aber auch zu beachten, dass solche kleinen Kinder noch nicht in Lage sind, Empathie zu empfinden. Das macht die Sache nicht unbedingt leichter. Wie gesagt, sie machen das Verhalten der Größeren nach – ohne zu verstehen, was genau sie da eigentlich reden. Sie wollen cool sein und denken mit dem Verhalten muss das doch klappen.
Manche von euch haben jetzt vielleicht solche Gedanken wie ich sie früher hatte, aber ich kann euch eins sagen: Wir geben unser Bestes! Trotzdem gibt es immer wieder Situationen, in denen ich das Gefühl habe, alles läuft außer Kontrolle. Wie soll ich mit dem einen ernsthaft sprechen, wenn der andere daneben sitzt und lacht, ihn anfeuert und weiter Quatsch macht. Ich schnappe mir den Quatschmacher, gehe raus für unser ernstes Wort, dann will der andere hinterher. Ich halte die Tür zu und fühle mich wie eine  Rabenmutter.

Oft spielen die Beiden hier zu Hause auch in so einer Stimmung, die sie aus der Kita mitbringen weiter. Da geht es dann nur um Kacka und welches Tier dem anderen am besten weh tun kann. Manchmal schaffe ich es und frage ob ich mitspielen kann, aber natürlich nur, wenn wir freundlich zusammen spielen. Manchmal gehe ich in die Küche, mache mir einen Kaffee und tue so, als ob ich das alles nicht höre. Und fühle mich wieder wie eine Rabenmutter.
Aber manchmal ist meine Energie einfach aufgebraucht. Wie kann ich ihnen nur vermitteln, dass nicht automatisch alles cool ist was die Großen machen?
Momentan ist es echt richtig dolle, mich nervt die Art wie sie spielen, wie sie miteinander und oft mit anderen umgehen und frage mich, wo meinen kleinen Babys geblieben sind.

Alles nur eine Phase

Ich bin mir sicher, dass auch dies nur eine Phase ist aber eine Kräfte zehrende Phase, in der ich oft ratlos bin. Diese quatschige Stimmung in die sie dann miteinander rauschen macht mich machtlos. Wenn wir merken, dass sich die Energie gerade hoch schaukelt versuchen wir die Beiden zu trennen.
Aber wir fangen mit unseren Methoden quasi jeden Tag nach der Kita wieder aufs Neue an und das ist echt frustrierend.
Besonders an langen Wochenenden merken wir, wie die Gruppendynamik der Kita immer weniger Platz in unserer Familie einnimmt. Tatsächlich ist es mit zwei Kindern die in einer Gruppe sind und noch dazu Zwillinge besonders schwer, die Energie der Kita nicht mit nach Hause zu nehmen. Wir versuchen daher öfter die Beiden nachmittags zu trennen und das tut uns allen gut. Da sind sie dann wieder: die witzigen, lebendigen, phantasievollen kleinen Kerle, die Stöcker finden, so groß wie sie selber und Papier rosa anmalen und mit Glitzer bestreuen. Dann gibt es auch wieder Phasen, in denen die Beiden total Phantasievoll und ausdauernd miteinander spielen, in andere Welten eintauchen und vor sich hin singen. Wir brauchen wohl mehr Wochenenden.

Ich glaube, es ist einfach noch zu früh um zu vermitteln, dass es am coolsten ist, wenn man so ist wie man ist und gar nicht alles nach labern und cool finden muss, was die anderen machen. Ich muss auch gestehen, dass ich nicht gedacht hätte, dass wir solche Thematiken schon jetzt haben, sie sind doch noch nicht mal vier.
Wir bleiben auf jeden Fall dran, bleiben unserem Mantra treu und hoffen, dass auch diese Phase schnell vorbei geht und die, die danach kommt etwas leichteres mit sich bringt.

 

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  1. Antworten

    Liz

    18. Juli 2018

    Schön geschrieben. Und Kompliment dafür, denn diese Form der WIRKLICH ehrlichen Berichterstattung ist in der Bloggerwelt doch selten zu finden. Zwar werden auch eher unschöne Lebensmomente erzählt, aber so gut wie nie gibt dabei ‚jemand‘ ehrlich zu, auch mal die Kontrolle zu verlieren und einfach nicht mehr weiter zu wissen. Ich drücke Euch die Daumen und wünsche Dir ein baldiges Ende der allzu anstrengendsten Phase. Alles Gute!

  2. Antworten

    Heike

    19. Juli 2018

    Duschgedanken
    Schon den Titel finde ich echt .
    Und auch dein Beitrag ist ehrlich und wahr . Den das Leben mit Kindern , egal ob vier wie bei mir , oder mit einem Kind ist nicht immer nur Pfannkuchen.
    Meine Jüngsten sind auch Zwillinge , Mädchen , gerade fünf geworden.
    Ihre Energie plus die Energie ihrer zwei älteren Brüder ist an machen Tagen nur schwer zu lenken , zu akzeptieren oder auch auszuhalten .
    Aber :
    Irgendwann , vielleicht schon bald , wird das cool sein wieder uninteressant . Denn die noch schöneren Sachen ,die man cool nicht spielen kann ,fehlen dann doch irgendwie.
    An mir selber merke ich , dass es für mich selber , aber auch dann für die Kinder wichtig ist autentisch zu sein und sich auch “ Kinderpausen “ zu nehmen.
    Ich kann dich gut verstehen , dass diese Zeit der Positionierung deiner Söhne echt nerven kann . Du hast schon viele Strategien entwickelt damit umzugehen , Klasse !

    Sie geht vorbei , betone die positiven Momente und immer schön atmen 🙂
    Hört sich vielleicht lehrhaft an , ist aber überhaupt nicht so gemeint, kommt eher aus der Erfahrung mit meinen Vieren .
    Liebe Grüße
    Heike

  3. Antworten

    Johanna

    19. Juli 2018

    Ein schöner,ehrlicher Bericht,der mir momentan aus der Seele spricht.Die zwei großen Jungs ( 6 und fast 4) versuchen gerade ständig cooler als der andere zu sein und der Kleinere übernimmt so viele Verhaltensweisen aus dem Kindergarten,dass mir oft der Mund offen steht und ich mich frage woher er das jetzt wieder hat. An der Art und Weise wie er manche Sprüche einsetzt merke ich zwar,dass er natürlich überhaupt nicht kapiert,was er da gerade erzählt-ihn interessiert aber auch nicht die Bohne,dass wir ständig wiederholen,dass so etwas bei uns nicht geht.Fühle mich da genau wie du gerade sehr machtlos und hoffe auch sehr auf eine der viel besagten Phasen.

  4. Antworten

    Christine

    24. Oktober 2018

    Danke liebe Lisa, was für ein toller und ehrlicher Bericht!

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