Mein Weg der Selbstständigkeit // Von Mut und Neugier

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich zu dem gekommen bin, was ich jetzt mache. Daher habe ich mal die Gelegenheit genutzt und die letzten Jahre hier zusammen gefasst. Als meine Mutter den Text vorab gelesen hat, hat sie gesagt, dass ich mir textlich ruhig mal ein bisschen mehr auf die Schulter klopfen kann. Daher habe ich nun an der ein oder anderen Stelle inne gehalten und mir zugestanden, dass ich in den letzten Jahren mutig und erfolgreich war.
Ich würde fast behaupten, die wenigsten Werdegänge sind gradlinig. Auch meiner nicht. Gerade in der Selbstständigkeit ergeben sich immer wieder Wege die man einschlagen, Chancen die man ergreifen und Schritte die man wagen kann.
Ich würde sagen, was das angeht bin ich mutig. Die Angst, nicht genug Geld zu verdienen oder an einer Stelle nicht weiter zu kommen, hatte ich nie.

DER FRÜHE VOGEL

Ich glaube, dass liegt daran, dass ich schon ziemlich früh angefangen habe, Geld zu verdienen. In meiner Jungend wollte ich mehr Geld ausgeben, als das Taschengeld meiner Eltern hergab. Ich wollte feiern, shoppen, reisen und meinen Führerschein machen. Daher habe ich nach meiner Babysitterkariere  mit 16 dann angefangen in einer Kindereventagentur und einem Café zu jobben.

Eine Zeit die mich so geprägt hat und an die ich noch immer so gerne zurück denke. Ein kleines Café in Eppendorf in dem ich nach der Schule ca. 3-4 mal die Woche gearbeitet habe. Es hat mich gelehrt mit Geld umzugehen, Verantwortung zu übernehmen, im Team zu arbeiten und Gastgeber zu sein. Eine fröhliche und unbeschwerte Zeit.

Als Kinderanimateurin habe ich mich im Team schnell hochgearbeitet und Teamleitungen und Eventorganisation übernommen. Diese Stellung im Team hat mir und meinem Selbstbewusstsein richtig gut getan. Das ich mit dem, was ich gut kann und mir Spaß macht angesehen werde und dabei noch Geld verdiene, war eine Mischung die ich nie wieder los lassen wollte.
Parallel habe ich ein ganz gutes Abi zu Stande gekriegt und alle haben mich immer gefragt, warum ich nicht studiert habe. Ich wollte los legen, Geld verdienen und was erleben. Also habe ich eine Ausbildung als Veranstaltungskauffrau bei der Messe angefangen. Während meiner Ausbildung ist mir aber schnell klar geworden, dass mir im Alltag die Kreativität fehlt und habe darauf hin parallel zur Ausbildung ein kleines Label gegründet.

MEIN EIGENES KLEINES LABEL

Am Anfang habe ich allerlei Selbstgenähtes in einem kleinen Onlineshop angeboten und mich darüber gefreut, dass Menschen meine Produkte kaufen möchten. Nach meiner Ausbildung habe ich  noch einen befristeten Vertrag angenommen und weiter bei der Messe gearbeitet. Als dieser auslief stand ich vor der Entscheidung, eine Verlängerung bei der Messe oder einen Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Mein Label lief immer besser und schon damals habe ich gemerkt, dass ich viel motivierter an den Start gehe, wenn ich für mich selber arbeite, als wenn ich für einen Arbeitgeber arbeite. Jede Anstrengung mache ich dann, um mich selber voran zu bringen.

Ich habe mich also für den Weg der Selbstständigkeit entschieden. Ich wollte mein Label weiter führen und habe mir außerdem vorgenommen in Hamburg einen Designmarkt zu veranstalten. Gesagt, getan, Die nächsten Jahre hat mein Label sich zu einem Label für Jerseymützen und Schals entwickelt. Ich habe auf Designmärkten und an Läden verkauft. Ich hatte mittlerweile meinen eigenen Onlineshop und ein riesiges Stofflager. Ich bin immer meinem Herzen und meiner Leidenschaft gefolgt und alles andere hat sich irgendwie so ergeben. Klar, ich habe sehr viel gearbeitet aber meine Arbeitszeit hat sich nur selten wie Arbeit angefühlt. Meinen Desingmarkt „feingemacht“ habe ich 4 Jahre lang mit großem Erfolg durchgeführt. Nach kurzer Zeit hat sich mein Designmarkt in Hamburg zu einem der erfolgreichsten Märkte für kleine Labels rum gesprochen. Ich habe mich riesig gefreut, dass ich so etwas Großartiges realisieren konnte und trotzdem war die Belastung einer solchen Großveranstaltung für mich ziemlich groß. Ich habe damals alles alleine ins Leben gerufen und mit Hilfe von Freunden und Dienstleistern gewuppt. Als ich dann die vier Jahre da stand, auf meinem eigenen Event mit 120 hochwertigen Ausstellern und 5000 Besuchern, da habe ein bisschen verpasst inne zu halten. Jetzt im Nachhinein blicke ich voller Stolz darauf zurück. Das war eine tolle, wilde Zeit in der ich super viel unterwegs war, viele Leute kennen gelernt habe und glücklich war, so frei zu sein.

LÖWENKINDER UND ANDERE NEUSTARTS

Das zu machen, was mir Spaß macht. In dieser Hochphase habe ich geheiratet und Kinder bekommen. Gleich zwei. Gleichzeitig. Damit hatten wir nicht gerechnet und es hat uns etwas überrollt.Eine Zeit lang haben wir versucht, so weiter zu machen wie vorher, aber die Prioritäten haben sich verschoben und unser Fokus war eine Zeit lang ganz woanders.
Ich habe gemerkt, dass meine Leidenschaft für das Label nachlässt und mich in einem schleichenden Prozess anderen Aufgaben zugewendet. Beruflichen Aufgaben und den Löwenkindern natürlich – aber hier geht es jetzt um meine Arbeit.
Als die Löwen ein halbes Jahr waren, bin ich in die Welt der Blogger eingetaucht. Schon ein Jahr zu vor bei den Hochzeitsvorbereitungen hatte ich öfter darüber nach gedacht einen Blog zu „eröffnen“. Allerdings wollte ich gleich richtig los legen. Und so hat es etwas gedauert. Immer wieder sind mir Themen und Ideen begegnet, die ich gerne teilen wollte und mir fehlte das Medium. Der Blog und der Instagram Kanal haben dann Anfang 2015 Fahrt aufgenommen. Ich habe immer mehr Spaß daran gefunden mich dort (hier) zu verwirklichen. Ich wollte Geschichten erzählen, Rezepte und DIY Ideen teilen und auch meine Gedanken zum Zwillings-Mama sein einbringen und austauschen.

Fast alles was ich für meine Arbeit brauche, habe ich mir selber beigebracht oder meinen Mann um Hilfe gebeten. Klar, meine Kaufmännische Grundaubildung hat mir bei vielen Dingen geholfen aber der ganze kreative Teil kam irgendwie von selbst dazu. Für die Logoentwicklung, Website Erstellung und Werbekampagnen habe ich viele Aufgaben eines Grafikers erlernt und mich in Programme eingearbeitet. Ein Label aufzubauen und in den Einzelhandel zu bringen hat mich immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Manchmal habe ich gezweifelt, aber meistens habe ich mich ihnen gestellt und dadruch super viel gelernt. Ich habe ich mich über die Jahre extrem mit meinen Aufgaben entwickelt und fühle mich ein bisschen wie ein Allrounder. Auch wenn man sagen muss, dass ich in nichts so richtig Profi bin. Aber für meine Zwecke hat es immer super gereicht. Und darauf bin ich stolz.
Das Fotografieren begleitet mich schon seit Beginn meines Labels und hat einen immer höheren Stellenwert eingenommen.
Neben meinem Blog kamen Fotografie Jobs dazu und mein Mann und ich haben uns entschieden ein weiteres Standbein ins Leben zu rufen. Den Wunsch gemeinsam selbstständig zu sein, haben wir schon lange und nach der Elternzeit ist mein Mann den Schritt in die Selbständigkeit dann auch gegangen. Wir haben einfach gemerkt, wie wichtig uns die Flexibilität und die gemeinsame Zeit ist. Er ist Mediengestalter Bild und Ton und wir haben dann 2016 unsere Produktionsfirma Steinkopf Media gegründet. Hier produzieren wir Imagefilme für Firmen, Produkte und Menschen.
Ich bin da eher der kreative und organisatorische Part, während mein Mann die Filme dreht und schneidet. Wir sind ein gutes Team. Schon immer.

EIN NEUER FOKUS

All das wurde uns letztes Jahr zu viel und mit dem Umzug haben wir uns dann entschieden, den Weg zu gehen, der uns schon lange bevorsteht: Wir haben das Label aufgegeben. Es fühlt sich gut an.

Ich habe nun wieder Kapazitäten, Sachen richtig zu machen und nicht alles nur so halb und in Eile. So hat es sich nämlich die letzten Jahre oft angefühlt. Alles machen aber irgendwie nichts so richtig. Nun konzentriere ich mich auf meinen Blog und auf Steinkopf media. Auf Film und Fotoproduktionen. Ich entwickle mich gerade wieder extrem weiter und das fühlt sich super gut an.

Klar, ab und zu fragen wir uns wo das hinführt und was wohl in den nächsten 10 Jahren passiert. Wir gucken auf unser Konto und fragen uns welche Jobs wohl die nächsten Monate rein kommen und manchmal schleichen sich Sorgen an. Aber noch immer habe ich das Gefühl von damals: Wenn ich Geld brauche, dann gehe ich arbeiten, denn Jobs gibt es genug. Und auch, wenn es dann zeitweise mal nicht das wäre mit dem ich selbstständig bin, wäre das okay. Dann würde ich mal wieder im Café arbeiten oder in einer meiner alten Agenturen aushelfen. Ich glaube fest daran, dass ich Vieles kann und ich mit Vielem davon Geld verdienen kann. So vielseitig wie ich bin, so vielseitig sind auch meine Möglichkeiten und ich bin mir sicher, dass das Leben noch einiges für mich bereithält.

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  1. Antworten

    Sarah

    28. Februar 2019

    Liebe Lisa, ja, du darfst dir auch selbst mal auf die Schulter klopfen. Du bist ein toller Mensch mit einer offenen und so positiven Art, der andere einfach begeistert. Deshalb bin ich mir auch sicher, dass das Leben noch einiges Schönes für dich bereit hält. Deine Freundin Sarah

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